Bruno von Eschfels

Bruno von Eschfels
Bruno von Eschfels

Bruno von Eschfels (* 10. März 1859 bei Leipzig, † 29. Dezember 1890 (?) South Dakota/USA )

 

Bruno Carl Theodor Freiherr von Eschfels wurde am 10. März 1859 auf dem Gut Hohenaubach bei Leipzig als Sohn eines preußischen Offiziers, des Freiherrn Christian Theodor von Eschfels (1828–1870), und dessen Frau Josephine (geborene Freifrau von Blengenberg, 1837 - 1869) geboren. Seine Mutter stammte aus einer schlesischen Adelsfamilie, aus deren Besitz sie Schloss Molkowitz (bei Ratibor/Racibórz - heute Polen) erbte. Das protestantische Adelsgeschlecht der Freiherren von Eschfels ist seit dem 17. Jahrhundert in Sachsen ansässig.

 

Leben

 

Als Bruno von Eschfels 10 Jahre alt war, starb seine Mutter bei der Geburt von Zwillingen, die ihrerseits nach nur 3 bzw. 5 Tagen starben. Sein Vater, der aufgrund dieses Schicksalsschlages zunehmend in Depressionen verfiel, übergab den Jungen in die Familie seines Freundes, dem Leipziger Mediziner, Philosophen und Schriftsteller Georg Maria Marberg.

Bruno von Eschfels' Vater starb während des deutsch-französischen Krieges in der Schlacht bei Gravelotte als Befehlshaber einer Kavallerieeinheit am 18. August 1870, nur zehn Monate nach dem Tod seiner Frau.

 

Georg M. Marberg verwaltete fortan das Erbe von Bruno von Eschfels (der insgesamt 5 Jahre in der Familie Margberg verbrachte) und erkannte sehr schnell das Talent seines Zöglings. Gemeinsam mit seinem eigenen Sohn Rudolf Marberg, der zugleich der engste Freund Bruno von Eschfels' war, studierten beide ab 1877 an der Universität Leipzig, Rudolf Medizin und Bruno Philosophie und Jura.

Von Eschfels, der das freie und unkonventionelle Studenteleben den überkommenen akademischen Traditionen vorzog, geriet am 17. April 1879 mit einem Burschenschaftler in "Auerbachs Keller" in einen Streit, in dessen Verlauf es zu einer Schlägerei kam, in die mehr als 15 Personen verwickelt waren, darunter Ernst Günther Götz, dem Sohn von Prof. Dr. jur. Oscar Götz, der zu dieser Zeit außerordentlicher Professor für Römisches Recht an der Juristischen Fakultät der Universität Leipzig war. Ernst Günther Götz starb zwei Tage später an den Stichverletzungen, die er sich anlässlich dieser Auseinandersetzung zugezogen hatte. Eine nachfolgende Untersuchung brachte ans Licht, dass die Verletzungen von Ernst Günther Götz' eigenem Dolch stammten. Sein Tod hatte zur Folge, dass Bruno von Eschfels trotz seines Widerspruches als einer der Rädelsführer des Streites angesehen wurde und mit fünf weiteren Kommilitonen von der Universität Leipzig verwiesen wurde. Oscar Götz hat niemals einen Prozess wegen des Todes seines Sohnes angestrengt, die genauen Umstände des Todes seines Sohnes blieben unbekannt.

 

Da Bruno von Eschfels zu dieser Zeit noch über erhebliche Barschaften aus dem Erbe seiner Mutter verfügte, bereiste er zunächst eher planlos Frankreich, England und etwas später sehr ausgiebig Deutschland. In Berlin, Göttingen und Köln nahm er für jeweils mehrer Monate an literarischen Zirkeln teil und begann selbst Essays, Gedichte, Reportagen und Erzählungen zu schreiben.

 

In Düsseldorf lernte er 1884 den Journalisten Erwin Drenkenau kennen. Dieser erkannte schnell die Stilsicherheit des von Eschfels und verschaffte ihm eine Stelle als Redakteur bei dem liberalen Wochenblatt "Rheinland-Zeitung". Binnen kurzer Zeit stieg von Eschfels, der inzwischen eine Reihe von Aufsehen erregender Artikel verfasst hatte, die selbst in Berlin für Gesprächsstoff sorgten, zum Chefredakteur der "Rheinland-Zeitung" auf.

 

Durch Erwin Drenkenau lernte von Eschfels im Mai 1885 anlässlich eines Tanzfestes Annette Byrnbaum, Tochter des jüdischen Düsseldorfer Apothekers und Erfinders ("Myra-Paste", "Lunameter") Samuel Byrnbaum kennen. Bruno und Annette wurden kurz darauf ein Liebespaar. Gegen den Willen von Samuel Byrnbaum, der die sehr deutlichen, unprätentiösen und gegen den Zeitgeist gewandten Artikel, die von Eschfels schrieb, aus Sorge um Skandale um seine Familie vehement ablehnte, heiratete das Paar im August 1887.

 

Fortan wurde von Eschfels zur Zielscheibe antisemitischer Hetze von konservativen Journalisten und Politikern, die bisher inhaltlich nichts Wirksames gegen seine scharfen Artikel vorzubringen wussten und in ihm entweder aus Neid und/oder rhetorischer und schriftstellerischer Unterlegenheit einen Rivalen sahen. 1988 fanden die Anfeindungen gegen den "Judenbuben" (Carl F. Neiner) Bruno von Eschfels ihren Höhepunkt, als der national gesinnte Schriftsteller und ehemalige Burschenschaftler Eduard Deimeling in einer Petition an den Reichstag ein Berufsverbot für von Eschfels beantragte. Reichstagspräsident Albert von Levetzow persönlich lehnte das Gesuch "aus dem Grunde völliger Nichtigkeit" ab.

 

Am 19. Februar 1889 besuchte das Ehepaar von Eschfels einen zugefrorenen Weiher, um dort mit ihren Schlittschuhen zu fahren. Dabei brach Annette von Eschfels in das Eis ein und ertrank, ohne dass ihr Mann ihr helfen konnte. Bruno von Eschfels hat sich von dem Schock des Verlustes seiner Frau nie wieder erholt und gab wenige Monate nach dem tragischen Zwischenfall seinen Beruf als Chefredakteur auf.

 

Von diesen Zeitpunkt an verbrachte er ein unstetes Leben, von dem nur wenige Stationen verbürgt sind. Am 16. August 1890, sieben Tage nach der offiziellen Übergabe der Insel Helgoland an die deutsche Verwaltung durch die Briten, erhält Erwin Drenkenau eine Postkarte von dort durch von Eschfels, in der er eine Reise nach Amerika ankündigt.

Bereits Anfang Oktober 1890 erhält dann von Eschfels' Freund Rudolf Marberg einen Brief aus Kansas City, Kansas/USA, der die einzig erhaltene Fotografie des damals 30jährigen von Eschfels als Beigabe enthält.

Danach gibt es zunächst keine Nachrichten mehr von Bruno von Eschfels – bis im Jahr 1892 schließlich ein kleines Päckchen, abgesendet aus Fort Niobrara, South Dakota/USA, über Umwege Rudolf Marberg erreicht. In dem Päckchen befinden sich neben der vollständigen Aphorismensammlung Bruno von Eschfels' ein aufklappbares Silber-Medaillon, welches das Portrait von Annette von Eschfels enthält. Aus dem beiliegenden Brief geht hervor, dass Bruno von Eschfels offenbar am 29. Dezember 1890 bei dem Massaker am Wounded Knee, South Dakota/USA schwer verwundet wurde. Der Satz "Sie gaben in ihrem Blutdurst nicht einmal Gnade für Frauen und Kinder" spricht dafür, dass Bruno von Eschfels die Tragödie des letzten großen Massakers an den Indianern auf der Seite der Lakota-Sioux erlebt haben dürfte.

 

Weil von da an jede weiter Nachricht von ihm fehlt, wird allgemein davon ausgegangen, dass Bruno von Eschfels seinen Verletzungen, die ihm am Wounded Knee beigebracht wurden, in der Zeit nach Absendung seiner letzten Nachricht erlegen ist.

 

Seiner Essays, Erzählungen, Gedichte und Reportagen gelten als vollständig verschollen. Rudolf Marberg brachte 1895 eine Sammlung sämtlicher Aphorismen von Bruno von Eschfels als Privatdruck heraus, von dem mutmaßlich nur noch ein einziges Exemplar vorhanden ist. Es befindet sich in Privatbesitz ebenso wie der letzte und einzig erhaltene Brief. Eine Veröffentlichung der Aphorismen ist für das Jahr 2014 geplant.