Buch des Monats

Christoph Peters: Wir in Kahlenbeck

Ich möchte zu diesem Roman von Christoph Peters eigentlich gar nicht nicht viel sagen. Nur so viel: Es ist ein großartiger und bewegender Roman, aufrichtig und ehrlich, sprachlich bestechend und berührend. Vielleicht ist "Wir in Kahlenbeck" eines der letzten Schaufenster, das einen Blick auf eine in sich abgeschlossene, tief verstörende Inselwelt am Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts erlaubt, darin man nicht nur die Rudimente eines überkommenen Christentums wieder erkennen kann, sondern auch die manchmal verzweifelte Sinnsuche eines Heranwachsenden mit all seinen Irrungen und Wirrungen in jenen Jahren. Zusätzlich kommt die Hauptperson (und nicht nur diese) in seiner Widersprüchlichkeit wohltuend glaubwürdig und deshalb sehr lebendig daher, und das konsequent und durchgehend. Man lebt mit Carl Pacher, man leidet und liebt mit ihm. Nach über 500 Seiten ist er zu einem seltsamen Freund geworden, den man so schnell nicht vergisst. Das Buch besticht mit seinen schillernden, wechselnden und gleichwohl klugen sprachlichen und inhaltlichen Farbspielen, außerdem durch seine intelligente Architektur. All das zusammen betört nachhaltig. Ein absoluter Lesegenuss und für mich ganz persönlich das Highlight der Neuerscheinungen des Jahres 2012.

 

 

Christoph Peters: Wir in Kahlenberg
Luchterhand Literaturverlag, 2012
507 Seiten, 22,99 Euro